Die branchenübergreifende Digitalisierung der Wirtschaft führt nicht nur zur Entstehung innovativer Produkte und Dienstleistungen, sondern auch zu einem Wandel bestehender Marktlogiken. Insbesondere digitale Plattformen werden in zunehmendem Maße als Wachstums- und Innovationstreiber des digitalen Wandels betrachtet. Ein attraktiver Markt für digitale Plattformen liegt aufgrund des kontinuierlich steigenden Handelsaufkommens in der Logistikbranche. Jedoch planen fast die Hälfte etablierter Logistikdienstleister bislang keine Nutzung der Chancen aus der Digitalisierung im Rahmen einer Strategie- und Geschäftsmodellanpassung. Somit drängen branchenfremde digitale Plattformen, wie Flexport, Uber-Freight und uShip auf den Markt der etablierten Anbieter und drohen diesen durch kostengünstigere, flexiblere und kunden-spezifischere Serviceangebote zu übernehmen. Digitale Plattformen treten bspw. in Form von Informations- (project44, Four Kites, Keep Truckin, platooning etc.), Markt- (Transfix, cargomatic, BlackBuck, uship, Instafreight etc.) oder Optimierungsplattformen (Shipamax, vekia, Transportation Intelligence etc.) am Markt auf.
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, KMU der Kontraktlogistik, die derzeit etablierte Geschäftsmodelle nutzen, bei der erfolgreichen und zugleich aufwandsarmen Implementierung digitaler Plattformen in ihre bestehenden Geschäftsmodelle zu unterstützen. Durch die große Bandbreite des Leistungsangebots in der Kontraktlogistik, können die Forschungsergebnisse unmittelbar in der gesamten Logistik-Dienstleistungsbranche umgesetzt werden. Aufgrund der Vielfalt an digitalen Logistikplattformen mit diversen Serviceangeboten entsteht für Unternehmen jedoch ein Entscheidungsproblem bei der Bewertung und Auswahl der passenden Plattformstrategie. So zeigt eine aktuelle Untersuchung von CB Insights (CB INSIGHTS 2018) mehr als 125 erfolgreiche logistiknahe Startups, die danach streben, den Status quo in unterschiedlichsten Bereichen der Logistik zu verändern. Als Ergebnis des Projekts sollen daher quantitative Bewertungsmethoden entwickelt werden, damit Logistikdienstleister aufbauend auf bspw. den ermittelten Preis- und Leistungsstrukturen zielgerichtet selektieren können, welcher bestehenden digitalen Plattform sie beitreten. Zudem sollen Managementstrategien entwickelt werden, um KMU die Gründung einer eigenen digitalen Plattform sowie die notwendige Unternehmenstransformation, zu erleichtern. In diesem Kontext müssen auch die Qualitätskriterien (bspw. Risikofaktoren für die Nutzer, Matchingqualität) einer digitalen Plattform definiert werden sowie Einflussfaktoren wie Netzwerkeffekte oder das Multi- und Single-Homing berücksichtigt werden. Zudem werden die Optionen stets mit der Alternative keine Nutzung digitaler Plattformen verglichen.
Im Projekt FIT4Platform sollen Kontraktlogistikdienstleister dazu befähigt werden, die Potenziale von digitalen Plattformen zu nutzen und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sicherzustellen. Hierbei wird das erkannte Problem der unzureichenden Auswahl- und Umsetzungsexpertisen zur Implementierung digitaler Plattformen bei Unternehmen der Logistik-Dienstleistungsbranche behoben.